Hallo zusammen,
Da sich die Saison langsam gen Mittelpunkt neigt, oder in manchen Ligen sogar schon dort ist, möchte ich mal meinen Frust als Fan eines Regionalligisten von der Seele heulen.
Das aktuelle System im deutschen Profifußball ist nachholbedürftig wie wir alle wissen. Die meisten Ligen außerhalb Deutschlands haben 20 Teams in der höchsten Spielklasse und mehr in den darunterliegenden. Deutschland ist die Liga mit den momentan wenigsten Profiklubs (67 selbst mit der Regionalliga West eingerechnet, Zweitklubs nicht mit einbezogen). Dass die Regionalliga West überhaupt Profistatus hat ist fragwürdig, auch wenn meine geliebte Alemannia dort momentan verweilt. Fakt ist: Wir brauchen mehr Klubs im “richtigen” Profifußball, also 3. Liga und höher. Aber die Auslastung auf die Spieler ist momentan ja schon extrem, also wie?
Mein vorschlag: Die erste Bundesliga bleibt bei 18 teams. Europa, Länderspiele etc. sind sowieso schon sehr viel für die Erstligisten, dann noch 4 weitere Ligaspiele reinzuknallen ist ein bisschen krass. Deswegen sollter die Erweiterung bei Ligen sein, die nicht sehr viel mit dem Internationalen Wettbewerb zu tun haben, also die 2. Bundesliga und die 3. Liga. Für die 2. Bundesliga würde ich 20 teams vorschlagen und 3 teams, die direkt absteigen oder aufsteigen. Platz 1-2 Steigen direkt auf. Platz 3 und 4 gehen in ein “playoff”. So hat man immernoch die Relegation, aber auf einem sehr viel fairerem Level als jetzt. Genau so sieht es auf der anderen Seite der Tabelle aus. Platz 20 und 19 steigen ab, 18 und 17 gehen in ein playoff um die Klasse zu halten. Dieses System wird in die 3. Liga übernommen, aber nur für die Aufstiege. Die 3. Liga erweitert man auf 22 Teams, mit 5 direkten Absteigern. Damit können 5 Teams aus der Regionalliga aufsteigen, eins für jede Liga. Damit hätte man auch Aufstiegsspiele nicht mehr. Letztes Jahr hat Energie Cottbus ihre Liga dominiert, und sind dann an Unterhaching gescheitert und somit als Meister nicht aufgestiegen.
Allein für die niedrigeren Ligen wäre das ein sehr viel faireres Prinzip, dass die 3. und 2. Liga sicherlich nochmal attraktiver machen würde.
Wenn Du etwas ändern willst, würde ich an den ersten beiden Ligen gar nichts verändern und dafür die 3. Liga zweigleisig fahren, aber nur mit je 18 Teams (entlastet die Spieler). Das ergibt dann jede Menge Wartezimmerstühle für “Traditionsvereine im Wiederaufbau”.
Reformen gehen schlicht schneller und einfacher, wenn sie nur in einer Liga stattfinden, und Du nicht versuchen mußt, alles von 1.-4. Liga umzukrempeln.
Die einzige andere Änderung, die dann nötig wäre, wären 3 direkte Absteiger aus der 2. Liga. Dann könnten die beiden Drittligameister direkt aufsteigen und die beiden Vizemeister gegeneinander in Play-Offs gehen.
Am Tabellenende kannst Du das gleiche Spiel spielen: je 2 direkte Absteiger, und dann ein Play-Off der beiden 16. --> Das ergibt 5 Absteiger, und damit können die 5 Sieger der Regionalligen alle direkt aufsteigen, und Du mußt Dich bei Deiner Reform nicht mit den Einzelinteressen der regionalen Verbände rumschlagen.
Ich bin nicht der Auffassung, dass eine reine Aufstockung die genannten Probleme löst. Das ist kurzfristige Symptombekämpfung, aber keine nachhaltige Lösung.
Das ist generell eine interessante Frage, über die ich dieser Tage auf den langen Rückfahrten von Auswärtspartien oft nachdenke. Persönlich bin ich der Meinung, dass wir eine Reform des Ligensystems brauchen:
- Die Lizenzbedingungen für die 3. Liga werden verschärft. Es darf im Profifußball einfach nicht mehr dazu kommen, dass schlechtes Wetter (Saarbrücken), Winter (Ulm) oder die Erkältungszeit (Zwickau) zu Spielabsagen oder -verlegungen führen. Solange das Stadion nicht von einem Tornado zerlegt wurde, hat das Spiel wie geplant stattzufinden, sonst drei Punkte für das Auswärtsteam.
- Es wird eine (ggf. zweigleisige) vierte Liga geschaffen, die als Übergangsliga von Amateur- zu Profitum dient. Die Lizenzbedingungen sind hier deutlich entspannter, meinetwegen könnten da auch Mannschaften mit Sportplatz antreten. Das Ziel ist aber der mittelfristige Aufstieg in die 3. Liga. Hier antretende Vereine sowie deren Kommunen müssen anhand eines Kriterienkatalogs dafür sorgen, dass die Infrastruktur auf Profiniveau gebracht wird: Errichtung eines Nachwuchsleistungszentrums, gute Verkehrsanbindungen (ab 3. Liga sollte ein Bahnhof in der Kommune Pflicht sein), Stadionsanierung / -neubau… Dafür erhalten die Viertligisten Geld aus einem Topf, das nicht für den Spielbetrieb verwendet werden darf.
- Zweite Mannschaften (und ggf. reine Jugendvereine) werden ab der 4. Liga in ein eigenes Nachwuchsligensystem überführt, analog zur ehemaligen DDR-Nachwuchsoberliga. Spielberechtigt sind Spieler unter 23 und maximal zwei ältere pro Spieltag. In die andere Richtung sollte es für die Profimannschaften einfach sein, vielversprechende Nachwuchsspieler spontan für einen Spieltag zu melden.
Nun kostet der ganze Spaß natürlich viel Geld. Ehrlich gesagt habe ich auch keine besonders gute Idee, woher das kommen soll. Vielleicht indem die DFL die 3./4. Liga übernimmt und die TV-Gelder gerechter verteilt. Aber das würde vermutlich an Bayern, Dortmund und co. scheitern, die hier ein unsolidarisches System sähen.